Piercing

 

Kurze Zusammenfassung

Definition: Piercing ist das gezielte Durchstechen der Haut oder Schleimhaut, um Schmuck (z. B. Ringe, Stäbe) einzusetzen. Es dient ästhetischen, kulturellen oder rituellen Zwecken.

Geschichte: Piercing war bereits in der Antike bekannt – z. B. bei Ägyptern (Ohrringe als Statussymbol), Mayas (Zungenpiercings) oder afrikanischen Stämmen (Lippenplatten). In der Moderne ist es seit den 1970er-Jahren als Subkultur (Punk, Body-Modification) populär, heute gehört es zum Mainstream.

Arten:

  • Klassisch: Ohrläppchen und -knorpel, Nasenflügel, Augenbraue.
  • Körper: Nabel, Zunge, Brustwarzen, Genitalbereich.
  • Extrem: Surface-Piercings, Microdermals.

Durchführung: Professionell mit steriler Nadel oder Piercingpistole (letztere umstritten). Heilung: 4 Wochen bis 12 Monate, je nach Stelle.

Risiken: Infektionen, Allergien, Narbenbildung, Nervenschäden. Pflege mit Desinfektion und Wundheil-Gel ist essenziell.

Rechtliches (DE): Ab 16 Jahren mit Einwilligung eines Erziehungsberechtigten, ab 18 frei; Hygienevorschriften streng.

Piercing ist Ausdruck von Individualität, erfordert aber Verantwortung.

Geeignete Materialien für den Piercing-Ersteinsatz

Für Piercings, insbesondere bei frischen Stichkanälen, sind biokompatible, nickelfreie und korrosionsbeständige Materialien essenziell, um Allergien, Entzündungen und Abstoßungen zu vermeiden. Empfohlene Optionen:

  • Implantat-Titan (ASTM F-136): Leicht, hypoallergen, ideal für Heilungsphase.
  • Implantat-Stahl (ASTM F-138): Robust, günstig, aber nicht für Nickelallergiker.
  • Niob: Sehr inert (chemisch inaktiv), teurer, perfekt für sensible Haut.
  • Borosilikatglas (z. B. Pyrex): Glatt, steril, für geheilte Piercings.
  • Bioplast/PTFE: Flexibel, biokompatibel, gut für temporäre oder schwangerschaftsbedingte Anpassungen.
  • Gold (14–18 Karat, nickelfrei): Ästhetisch, aber nur für geheilte Piercings; 24 Karat vermeiden (zu weich).

Vermeiden: Billiger Modeschmuck, Silber (oxidiert), Acryl (porös, bakterienanfällig). Immer auf Zertifizierung (z. B. ISO 10993) achten und bei Profi-Piercern kaufen.

Geeignete organische Materialien

Organische Materialien sind biokompatibel, leicht und oft hypoallergen, eignen sich aber meist nur für vollständig verheilte Piercings (mind. 6–12 Monate). Für frische Piercings werden sie nicht empfohlen, da sie porös sind und Bakterien aufnehmen können.

Organische Optionen (nur für geheilte Piercings):

  • Horn/Bone (z. B. Wasserbüffelhorn, Knochen): Leicht, warm, einzigartige Maserung. Muss poliert und autoklaviert sein.
  • Holz (z. B. Sono, Areng, Jackfruit): Exotisch, leicht, porös → nur für trockene, geheilte Piercings; regelmäßig ölen.
  • Stein (z. B. Jade, Quarz, Obsidian): Hart, glatt, schwerer; polierte Oberfläche wichtig.
  • Glas (Borosilikat/Pyrex): Kein organisches Material, aber biokompatibel, glatt, farbig – oft als „organisch“ wahrgenommen.
  • Silikon (medizinisch): Flexibel, hautfreundlich, aber selten für Schmuck.

Wichtige Hinweise:

  • Porosität = Infektionsrisiko → nur bei geheilten Piercings.
  • Pflege: Mit milder Seife reinigen, nicht einweichen.
  • Allergien: Naturmaterialien können Reaktionen auslösen.
  • Qualität: Nur von seriösen Herstellern (z. B. mit ASTM-Zertifikat).

Für neue Piercings: Titan oder Chirurgenstahl. Zu organische Materialien erst wechseln, wenn das Piercing komplett reizfrei ist.

Hinweise zur Pflege von neuen Piercings

Der von uns eingesetzte Schmuck muß bis zur vollständigen Abheilung ständig getragen werden. Es bildet sich eine Haut im Stichkanal, die von außen nach innen wächst. Bis diese geschlossen ist, darf der Schmuck nicht entfernt werden, da sich der Stichkanal sonst innerhalb kürzester Zeit schließt.
Ringe dürfen nicht gedreht werden, weil anfangs die neue Haut im Stichkanal hauchdünn ist, oft mit Wundsekret verklebt und beim Drehen einreißen würde.

Zwei- bis dreimal täglich die Einstichstellen mit “Octenisept” Wunddesinfektion und anschließend mit “Tyrosur Gel” behandeln (Packungsbeilage beachten!).

Je nach Piercingstelle und Belastung durch Sport, Arbeit, etc. ist das vorübergehende Tragen eines Pflasters empfehlenswert.
Anschließend das Pflaster entfernen, Schweiß und getrocknetes Wundsekret mit Wasser und PH-neutraler Seife abwaschen und wie gewohnt behandeln.

Zwei bis drei Wochen lang Sauna, Schwimmbad, Solarium etc. meiden.


Bei Zungen-, Labret- oder Lippenbändchenpiercings zur Desinfektion dreimal täglich den Mund mit “Listerine antiseptisches Mundwasser” nach Anleitung ausspülen und anschließend je einen Tropfen Teebaumöl mit einem Wattestäbchen auf die Einstichstellen auftragen.

So lange die Zunge geschwollen ist, so oft wie möglich mit Eiswürfeln kühlen.

Empfehlenswert ist es, zu diesem Zweck Eiswürfel aus Kamillentee zu machen.

So lange wie möglich nicht rauchen!
Zwei Wochen lang kein Fast Food und keine Milchprodukte (Joghurt, Käse etc.) essen.
Anfangs Piercings im Mund nicht durch Herumspielen belasten, dadurch kann sich der Stichkanal aufweiten oder einreißen!
Bei Intimpiercing zwei bis drei Wochen keinen Geschlechtsverkehr ausüben!